Tag 24
Corona zieht die Welt auf links
Ich muss dringende Bankgeschäfte erledigen. Beim Aufrufen der Seite für’s online-banking wird mir klar, dass ich das auf dem neuen Laptop noch gar nicht machen kann, weil ich auf ihn die dafür notwendige Secure-App noch nicht aufgespielt habe. Ein wenig zu hektisch versuche ich, das nachzuholen. Das Herunterladen geht schnell. Das Einloggen mit den Daten, die noch auf meinem alten Laptop gespeichert sind, geht nicht. Ich hexe ungeduldig eine ganze Weile herum. Dann wird mir klar, dass ich eine App des österreichischen Bank-Namens-Vetters heruntergeladen habe. Also von vorne. Im Microsoft-App-Store gibt es eine solche App nicht. Ich finde sie woanders, lade sie herunter, versuche es wieder mit den alten Daten. Kein Glück. Ich suche die alte Postbenachrichtigung mit dem Aktivierungscode. Probiere den. Nicht besonders optimistisch. Schließlich steht schon in dem Schreiben, dass er nur 30 Tage gültig ist. Natürlich funktioniert er nicht. Währenddessen läuft bis an das Zerreißen von Nerven lange das auf laut gestellte Telefon mit einer schmierig poppig-peppigen Musik, ab und zu unterbrochen von einer sehr zugewandt klingen sollenden Männerstimme, die mir versichert, sie sei gleich für mich da. Ihr Timbre feuert die Phantasie an. Welchen Service der mir wohl anbietet, wenn ich dann dran bin …
Sämtliche Anrufversuche schlagen fehl. Aus Minuten wird mehr als eine Stunde. Dann ein Geistesblitz. Mehr aus Scheiß, ohne zu glauben, das würde es bringen, wähle ich bei den diversen Abfragen, was denn mein Ansinnen sei und den dazugehörigen Aufforderungen diese oder jene Taste dafür zu drücken oder dieses oder jenes Stichwort zu sagen, das Ansinnen: NEUKUNDE. Nicht, wie bisher, mein wirkliches Problem. Keine 15 Sekunden später spreche ich mit einem echten Menschen, der mich fragt, was er für mich tun könne.
Und der wimmelt mich tatsächlich nicht ab, sondern erledigt mein Anliegen.
Kurz danach ruft die Bankangestellte an, die in der Filiale in meiner Stadt arbeitet. Sie habe gesehen, dass ich versucht hätte anzurufen.
Als ich ihr die Geschichte erzähle, berichtet sie mir, dass an der Tür zur Filiale, die ja jetzt geschlossen sei, mehrere Informationblätter hingen, auf denen die Durchwahlen zu den verschiedenen Sachbearbeiter*innen der Bank stünden. Diese Durchwahlen würden immer funktionieren. Wenn eine*r von ihnen nicht da sei, würde das Gespräch automatisch weitergeleitet.
Ich hätte halt nur mal eben zur Filiale gehen müssen.