Lonzo und der Märchenprinz
Eines Tages aber war er seines Daseins als Märchenprinz überdrüssig. Jahrelang schon hatte er die Träume sehnsüchtiger Frauen erfüllt, war dann weiter gezogen, gerufen von einer anderen armen Frau, war wieder weiter gezogen, war immer wieder angekommen und hatte dann doch nicht bleiben können. All dies hatte ihm Seele und Gemüt matt gemacht.
Doch erst, als sein treuer Schimmel Lonzo ihm gestand, dass auch er des Reisens müde war, rafften sich beide auf und baten die Götter inständig um eine andere Existenz.
Und tatsächlich. Sie erhörten das Flehen. Als sie den Prinzen fragten, welches andere Leben er denn wünschte, musste er nicht lange überlegen: Das eines Maulwurfes. Schon immer war dies sein heimlicher Traum gewesen. Lonzo dagegen wünschte sich einfach nur eine Wiese für sich ganz allein, am liebsten am Rande einer kleinen ländlichen Stadt mit vielen nicht übermäßig glücklich, aber dauerhaft Verheirateten, und möglichst nicht allzu weit von seinem Herrn entfernt. Beide Wünsche wurden erfüllt. Der Prinz wurde Maulwurf, direkt auf der Wiese neben der von Lonzo. Nach Herzenslust konnte er Gänge bauen, Hügel aufwerfen, das Köpfchen an die Luft strecken, wenn es dunkel und ganz still war und sich ansonsten in sein warmes Lieblingseckchen in seinem Lieblingsgang kuscheln.
Lonzo genoss die Ruhe und das immer frische Gras auf seiner Wiese.
Manchmal, wenn sie Sehnsucht nacheinander hatten, dann kroch der Prinz durch einen seiner Gänge zur anderen Wiese, schaute aus einem der Hügel, fiepte leise und dann drehte Lonso sich um, trabte heran und die beiden unterhielten sich ein Weilchen. Meistens sprachen sie lächelnd von den alten Zeiten.
Und so waren sie recht sicher, dass sie glücklich würden leben können bis ans Ende ihrer Tage.