1
Eine der Katzen, die hier leben. Sie steht wieder vor der Tür und maunzt. Es ist die, die nicht gestreichelt werden will. Sie fordert Futter.
Beim Rausgehen schiebe ich sie sanft zur Seite. „Du willst ja nur Fressen“, denke ich und ertappe mich bei einer verräterischen Logik: Wer nicht gestreichelt werden will, kriegt auch nix zu fressen.
Wenn ich heute Abend einkaufen gehe, bringe ich ihr eine Dose mit.
2
Es ist noch früh. Drei gelbe Sträucher. Der in der Mitte wird noch warten müssen, bis er leuchten darf.
Der dritte Tag in Ostfriesland.
Mein täglicher Wanderweg an einem alten Moorentwässerungskanal entlang.
Hier. Jetzt.
Auf der gesamten Strecke kein einziges Teilchen Müll. Keine Kippen, keine Kaugummi-Verpackung, keine bleich gewordene Red-Bull-Dose. Nichts.
Keine Nachrichten, kein Handy, kein Plan.
Nur gehen und gucken.
Sorgen haben und sie ziehen lassen. Glück haben und es halten.
Dann stehen bleiben und gucken.
Dann umkehren. Denselben Weg zurück.
Die Dinge aus der anderen Perspektive sehen.
Auf eine Bank setzen, die mir auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen war. Hier liegt doch etwas: Zwei Kronkorken und zwei Kippen. Ich hebe sie auf und werfe sie in den Mülleimer nebenan.
Dann plötzlich ein Brummgeräusch am Himmel. Wahrscheinlich ein Kleinflugzeug. Irgendwie unschuldig. Wie in einem romantischen Kinderfilm. Ich hebe den Blick. Aber ich kann die Maschine nicht entdecken gegen die Sonne. Ich versuche es, bis das Brummen verklingt. Ungesehen lasse ich sie ziehen.
Dann wieder der Kuckuck. Jetzt kann er die kleine Terz. Hat er aber schnell gelernt. Und immer noch H-Moll.
Wer hat gerade gedacht: „War bestimmt ein anderer“ ?
Einige Zeit später. Am Ende des Rückwegs: Jetzt darf auch der in der Mitte leuchten.