14. Oktober 2018
(Vibo Valentia Marina – Lamezia Therme)
Wir sind in unsrem Lieblingshafen. Vibo Marina. Noch einmal. Jetzt, zum Abschluss unserer Reise. Das Wetter ist zum Heulen. Es regnet in Strömen. Und das soll auch in den nächsten Tagen so bleiben. Die Bar auf dem Schwimmsteg ist zu. Nachsaison. Der Ormeggiatore, der von all den netten Hafenmitarbeitern noch übrig ist, gibt sich größte Mühe, für uns da zu sein und uns das Gefühl von „sehr schöner Hafen“ zu bestätigen.
Aber der Hafen ist entzaubert. Von Kälte, starkem Wind und platschendem Regen und dem immer näher kommenden Ende eine Traumreise.
Irgendwie ist es auch gut, dass sich Idyllen nicht einfach so ein- und ausschalten lassen. Dass man sie nicht eins zu eins wieder buchen kann.
Wir fahren im strömenden Regen mit dem Zug nach Lamezia Terme.
Der Schaffner im ersten Zug ist die gute Seele des Zuges. Als wir sagen, wo wir hinwollen, ist er ernsthaft zerknirscht. Wir müssen erst eine lange Strecke nach Süden, dann in einem Bogen ins Landesinnere, und dann die doppelte Strecke wieder zurück nach Norden. Diese unnötige Geldausgabe tut ihm so leid, dass er, als wir die Fahrkarte kaufen wollen, sagt, das sei ein etwas längerer Akt. Da müsse er erst noch ein paar andere Dinge regeln. Immer wieder mal kommt er vorbei, kündigt seine baldige Bereitschaft zum Kartenkauf an und geht dann erst nochmal weiter. Einmal lässt er den Zug warten, weil ein Migrant mit einem Fahrrad die falsche Tür genommen hat. Der Schaffner sorgt zuerst dafür, dass der junge Mann wieder rauskommt und dann dafür, dass er den Eingang zum Fahrradabteil findet. An einem anderen Bahnhof lässt er den ganzen Zug kurz vor dem Ende des Bahnsteiges noch einmal anhalten, weil ein junger Mann verzweifelt, als er die Tür zum Aussteigen nicht geöffnet bekommt.
Erst nach weiteren 6 Haltestellen kommt er dann zu uns. Beteuert noch einmal, wie leid es ihm tue, dass wir soviel Geld bezahlen müssten für eine Strecke, die wir ja gar nicht fahren wollten. Und berechnet unsere Fahrkarte dann ab dem nächsten Bahnhof.
Als wir an der Endstation aussteigen, steht er da. Es wirkt fast, als würde er schauen, ob auch alle heil aus „seinem Zug“ herauskommen.