Ich will mich ja nicht mehr empören.
Also wundere ich mich nur. Ist schwer, aber geht.
Wie man in dieser Woche Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung entnehmen konnte, haben Apotheken die FFP2 Masken, die im Dezember 2020 und im Januar und Februar 2021 „kostenlos“ an die Bevölkerung ausgegeben wurden, im Schnitt für 1,50 € pro Stück erworben. Der Bund, der die Aktion bezahlte, hat mit 6,- € kalkuliert. Die Apotheken haben also das Vierfache je Maske erhalten. Der Preis einer Maske lag also 300 % über dem Einkaufspreis.
Vier Schlüsse daraus und zwei Fragen:
- Da „der Bund“ von den Bürger:innen finanziert wird, haben die Bürger:innen letztlich für die Masken pro Stück 6 € bezahlt, sie also nicht kostenlos bekommen.
- Der „Bund“, also die Bürger:innen, haben den Apotheken damit zusätzlich erheblichen Gewinn bezahlt.
- Das Ministerium für Wirtschaft und Energie gibt eine Empfehlung heraus, nach der Einzelhändler Preise berechnen können. Folgte man dieser Empfehlung, käme man je Maske auf einen Verkaufspreis von 2,92 €.Und zwar so:
Einkaufspreis: 1,50 €
Versand/Lieferung: + 10 %
= 1,65 €
Handlungskosten + 35 %
= 2, 23 €
Gewinnaufschlag + 10 %
= 2,45 €
Umsatzsteuer + 19 %
= 2,92 €
Der tatsächliche Gewinnaufschlag betrug also: 105 %. Oder: Das Zehnfache des vom Ministerium empfohlenen Gewinnaufschlages. - Die Provisionen und Vertragshonorare, die sicherlich auch für diese Geschäfte bezahlt wurden, haben auch die Bürger:innen bezahlt (s. 1.)
Frage: Die Öffentlichkeit erregt sich zu Recht über die persönliche Bereicherung von Politikern an Maskengeschäften. Die Bereicherung von Apotheker:innen hat der Bund, haben also die Bürger:innen, bezahlt. Die Apotheken haben mitgespielt. Warum empören sich die Politiker, die sich aktuell über ihre Kollegen empören, nicht mit vergleichbarer Wucht wegen der Bereicherung, die sich Apotheker:innen gönnen?
Frage: Wenn sie sich deshalb nicht empören, weil das in unserem Land eben ein normales Geschäft ist., – was heißt das dann für uns Bürger:innen?