22. November 2020
Ich weiß das Datum. Es steht auf einem Notizzettel auf meinem Schreibtisch. Weil es ein bemerkenswertes Datum ist.
Schon oft habe ich Musik geträumt. Sie war im Traum immer sehr gegenwärtig. Und manchmal war es wundervolle Musik, die so außergewöhnlich war, dass sie einfach jede*n betörte.
Wenn ich dann aufwachte, versuchte ich mich immer an diese betörende Musik zu erinnern und musste feststellen: Ich hatte wohl die Außerwöhnlichkeit selbst geträumt, das Betörende.
Nicht aber die Musik.
In anderen Nächten träumte ich tatsächlich wunderbare Musik, an die ich mich nach dem Aufwachen erinnern konnte. Wenn aber ich mir die Töne dann zusammensuchte, musste ich feststellen, die Melodie, die sie ergaben, war nichtssagend und leer.
Dieses Mal aber behielt die Melodie, die ich geträumt hatte, ihren Charakter auch, als ich die Töne am Morgen zusammensuchte und aufschrieb.
Sie wollte unbedingt weiterwachsen. Ich stellte dem Melodie-Fragment Akkorde zur Seite.
Aus dem frischen jungen Trieb wurde ein kleines Pflänzchen.
Und es gedieht weiter. Zum ersten Mal schrieb ich ein Instrumentalstück.
Erst am 15. Januar 2021 war es dann fertig.
Und erst jetzt kann ich es so spielen, dass ich mich nicht mehr krampfhaft konzentrieren muss, sondern es genießen kann.
Ich möchte es aufnehmen.
Da drängelt sich das braune Gefindel vor. Es will mitmachen. Jetzt, wo es doch in den Status der Kunst aufgestiegen sei, argumentiert es.
Hm, … denke ich. Stimmt ja irgendwie. Also, was soll’s. Macht es eben mit.
[Wer möchte, findet hier eine Aufnahme ohne braunes Gefindel (heimlich gemacht, natürlich), und hier die Noten .]