Was ich sonst nie tue: Ich clicke eine Bilderstrecke auf web.de an. Es sind Fotos vom Massaker der SS-Schergen an nahezu 34 000 Juden in einem Tal in der Ukraine. Es gibt diese Fotos, weil die SS selbst die Aktion dokumentieren wollte. Heute vor 75 Jahren. Wie ein Urlaubsphotograph hält der SS-Dokumentarist verschiedene Phasen der Szenerie fest. Ein Bild zeigt den Boden eines breiten Grabens übersät mit Kleidungsstücken. Die Opfer mussten sie auziehen. Zwei Soldaten bücken sich hinein in die Häufchen. Als würden sie nach Wertgegenständen suchen.
Nach diesem Bild plötzlich Werbung. Schon dass sie überhaupt erscheint, macht mich zornig. Es ist wie üblich schwierig sie wieder loszuwerden. Man muss wie üblich aufpassen, dass man sie nicht gerade durchs vermeintliche Wegclicken öffnet.
Die Spitze des Zornes aber entzündet sich beim Inhalt: Werbung für Hundefutter. „Tessa Canis. Das erste Hundfutter in 100% Lebensmittelqualität.“ Sie sollen es gut haben, „unsere“ Vierbeiner.
Wie muss man sich das eigentlich vorstellen?
„Schalten Sie Ihre Werbung in unserem Portal! Bei uns erreichen Sie punktgenau Ihre Zielgruppe! Sie können verschiedene Preisklassen buchen“.
Die Bilderstrecke am Anfang des Portals ist natürlich die teuerste. Schließlich ist der Werbeeffekt hier am größten. Am allergrößten ist er, wenn dann das umworbene Produkt auch noch gut zur Bilderstrecke passt bzw. zu den potentiellen Betrachtern der Bilderstrecke. Kann man das so genau buchen? Ah, – das passt gut, – Erschießung von Juden und Zielgruppe Hundebesitzer. Womöglich Schäferhund-Besitzer.
Oder ist das Zufall? Bitte – wer auch immer! – lass es Zufall sein! Bitte lass den Marketing-Chef von Tessa Canis nicht gewusst haben, wohinein sein Produkt platziert wird und es auch im Nachhinein nicht gesehen haben.