Tag 13
Die Recherche hat nichts ergeben.
Wir machen das Skype-Familien-Musik-Treffen trotzdem. Chaos ist schon fast ein euphemistischer Begriff für das, was dann passiert. Wir schlingern zwischen Verzweiflung und Schlapplachen. Eine ganze Weile. Als wir uns voneinander trennen, sind alle irgendwie zufrieden. Merkwürdig, wie wenig schon reicht, wenn man sich nicht nah sein darf.
Immerhin lernen wir: Die schönen Filmchen, die angeblich Menschen zeigen, die via Internet zusammen musizieren, sind wahrscheinlich Fake. Oder wir möchten einfach glauben, sie würden live zusammen musizieren, so sehr, dass wir ihnen unterstellen, sie produzierten Fake.
Nach unserer Erfahrung geht es „live“ definitiv nicht.
Was ich noch lerne: Ich bin beim Skypen immer wieder auf’s Neue irritiert, wenn meine Gesprächspartner*innen entweder so merkwürdig ins Leere blickend wie auf der Suche nach irgendwas aussehen oder mir immer auf’s Kinn gucken. Dann verstehe ich: Sie müssen in die Kamera gucken, damit ich das Gefühl habe, sie sähen mich an. War das nicht Lektion 1 beim Selfie-Lernen? Ich muss auch in die Kamera gucken. Dann haben meine Partner*innen das Gefühl, dass ich sie angucke.
Aber dann kann ich sie nicht sehen. Und gucke ihnen doch wieder auf’s Kinn. Oder ins Leere blickend wie auf der Suche nach irgendwas …