coronawoche2

Tag 14

Die Enkelin lernt Tablet. Sie weiß schon, was sie machen muss, um für uns besonders groß zu erscheinen. Ist wichtig, wenn man z.B. Fratzen zieht, um die anderen zum Lachen zu bringen. Manchmal aber verschwindet sie noch aus dem Bild. Dann macht sie z.B. Gymnastik und man sieht nur ab und zu einen Zopf durchs Bild fliegen oder hört Geräusche. Und zwischendurch ruft sie immer – zunehmend aus der Puste – : Seht ihr?
N-e-i-n!!
Unsere Antwort hört sie dann nicht. Sie ist einfach zu sehr mit Rumhüpfen beschäftigt.

 

Tag 13

Die Recherche hat nichts ergeben.
Wir machen das Skype-Familien-Musik-Treffen trotzdem. Chaos ist schon fast ein euphemistischer Begriff für das, was dann passiert. Wir schlingern zwischen Verzweiflung und Schlapplachen. Eine ganze Weile. Als wir uns voneinander trennen, sind alle irgendwie zufrieden. Merkwürdig, wie wenig schon reicht, wenn man sich nicht nah sein darf.
Immerhin lernen wir: Die schönen Filmchen, die angeblich Menschen zeigen, die via Internet zusammen musizieren, sind wahrscheinlich Fake. Oder wir möchten einfach glauben, sie würden live zusammen musizieren, so sehr, dass wir ihnen unterstellen, sie produzierten Fake.
Nach unserer Erfahrung geht es „live“ definitiv nicht.
Was ich noch lerne: Ich bin beim Skypen immer wieder auf’s Neue irritiert, wenn meine Gesprächspartner*innen entweder so merkwürdig ins Leere blickend wie auf der Suche nach irgendwas aussehen oder mir immer auf’s Kinn gucken. Dann verstehe ich: Sie müssen in die Kamera gucken, damit ich das Gefühl habe, sie sähen mich an. War das nicht Lektion 1 beim Selfie-Lernen? Ich muss auch in die Kamera gucken. Dann haben meine Partner*innen das Gefühl, dass ich sie angucke.
Aber dann kann ich sie nicht sehen. Und gucke ihnen doch wieder auf’s Kinn. Oder ins Leere blickend wie auf der Suche nach irgendwas …

Tag 12

Skype-Musizieren

Alle Kinder und Enkel sind mit der Liebsten und mir morgen zum gemeinsamen Musizieren via Skype verabredet. Diverse Video-Clips, die in diesen Corona-Zeiten im Internet kursieren, lassen uns phantasievoll höhenfliegen. Mit der Tochter und ihrem Mann möchte ich heute mal probieren, wie das geht, – uns alle per Skype zusammenzuschalten.
Wir sind ganz begeistert, als unser aller Konterfeis sich den Bildschirm teilen.
Voller Tatendrang wollen wir gemeinsame Live-Musik probieren. Ich spiele die Akkorde von „Let it be“. Die beiden singen dazu das, was so an rudimentären Textbrocken aufgescheucht durch die bekannte Musik aus dem Gedächtnis kullert.
Und sind irritiert. Meine Musik erreicht die beiden jeweils später als ich sie spiele und jeweils unterschiedlich später. Beim Rückweg brauchen ihre Töne zu mir auch ein Weilchen. Und unterschiedliche Weilchen. Es ist schlicht unmöglich, so zusammen Musik zu machen. Natürlich gehen wir erstmal davon aus, dass wir
– irgendwas in Skype falschmachen, digital-doof wie wir sind, oder
– unsere alten Computer-Möhren damit einfach überfordert sind, oder
– wir für unser Vorhaben das falsche Programm gewählt haben.
Einige ad-hoc-Lösungsversuche scheitern auch.
Die Begeisterung über unser tolles Vorhaben verpufft in ungläubiger Enttäuschung. Genauso wie die Zeit, die ruckzuck mit der Lösungssucherei verdampft ist.
Wir verabreden, noch einmal getrennt von einander weiter zu recherchieren, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit gibt. Die anderen – die aus dem Internet – müssen es doch auch geschafft haben.

Tag 11

Wie das ursprünglich mal gedacht war

Es sind einige Dinge auszutauschen mit den Kindern. Konspirativ. Im Treppenhaus oder auf dem Bürgersteig.
Also fahre ich zuerst nach Duisburg. Von da nach Düsseldorf. Das alles zu einer Zeit, die früher mal hieß: Hauptverkehrszeit. „Rush hour“ auf 1Live. Ich fahre flüssig durch. Auch innerhalb der Städte. Entspannt und zügig. Nirgendwo Stau oder zähfließender Verkehr. Nirgendwo blankliegende Nerven.
Ich bekomme eine Ahnung, wie das mit den Autobahnen ursprünglich mal gedacht war.

Tag 10

Wörter durcheinander kegeln

Seit gestern geistert ein zartes Ideen-Pflänzchen in meinem Kopf und in meinen Händen herum. Ein Song für Italien. Ein erstes Bruchstückchen Melodie. Eine erste Textzeile.
Ich möchte weiter über den Text nachdenken. Also schlendere ich 2 Stunden am Kanal entlang.


Als sollten die Worte in mir durch die Bewegung durcheinandergekegelt werden. Damit sie sich  anders wieder sortieren können.

Tag 9

Die Liebste und ich haben eine kleine Challenge. Wer kreiiert den Spruch des Jahres? Manchmal ist er witzig. Manchmal treffend. Manchmal beides. Meistens gewinnt sie.
Einmal, es war zu der Zeit, als eine damals bekannte Baumarktkette mit dem Spruch warb: „Geht nicht gibt’s nicht!“.
Da ging die Liebste mit einer ungefähren Vorstellung von einem Gegenstand in eben diesen Baumarkt und brachte einem der Berater diese Vorstellung nahe. Sein Kommentar: Mundkräuse. „Gibt’s nicht“. Darauf die Liebste: „Wie?! Geht nicht gibt’s nicht, aber gibt’s nicht geht?“

Heute hat sie den Spruch des Jahres 2020 kreiert. Da sind wir jetzt schon sicher. Er gehört in die Kategorie ‚treffend‘. Man benutze ihn beim Abschied in diesen Tagen:
„Bleib negativ und denk positiv!“

Tag 8

Ein Bildrätsel als klitzekleiner Zeitverbreib.

Erbsen zählen mit Strichliste

Obwohl …: Muss ich mir die Zeit vertreiben? Haut sie mir nicht immer von selber ab?