Kleines Lob dem Nicht-Gelingen

Ich jogge ‚meine Strecke’. Ein Stück über einen Fahrradweg. Während ich laufe, achte ich darauf, möglichst rechts zu laufen, damit Fahrradfahrer, die von hinten kommen, gut vorbeipassen. Es fällt mir auf, dass ich darauf achte und ich muss grinsen.

Letztes Jahr im Herbst. Ich jogge ‚meine Strecke’. Ein Stück über einen Fahrradweg. Es ist noch dunkel. Bin irgendwo in einem beinbewegten Gedanken-Nirwana. Plötzlich raunzt jemand neben mir zackig: „Ohren auf! Augen auf!“ und rauscht mit dem Fahrrand vorbei. Ich belle „Schnauze!“
Fahrradbremsen ratschen. Ein Person neigt sich von der Wucht des schnellen Bremsens über den Lenker.
Er bleibt stehen.
Er ist mindestens zwei Meter groß.
Er ist stark.
„Was war das gerade?“
Und dann folgt ein ruppiges Wortgefecht. Er habe ein paarmal geklingelt. Ich solle gefälligst aufpassen, wo ich laufe. Es gäbe schließlich auch noch andere usw. usw.
Und ich: Was dieser Ton solle! Wir seien hier nicht in der Kaserne. Ich würde scheißen auf die 10 Sekunden, die er durch mich verloren hätte usw. usw.
Schnauzereien, Beschimpfungen. Unangebrachtes Duzen.

Am Ende macht er sich wieder davon und lässt mir ein „Arschloch!“ da.
Selber!
Den Rest der Strecke schimpfe ich weiter innerlich über ihn. Was maßt der sich an, mit mir zu reden wie ein verbockter autoritärer alter 50-er-Jahre-Grundschullehrer mit seinen Kindern?
Schnauze!

Seitdem laufe ich immer strikt rechts.
Denn eigentlich hatte er ja Recht.
Deshalb muss ich grinsen.