Opa Helmuts alte Hacke
Bei der Umgestaltung unseres Gartens mühe ich mich ab mit dem Entfernen bzw. Auflockern alter, vertrockneter, steinharter Grasnarben. Der Stiel unserer Harke, die ich immer wieder mit Wucht in den Boden rammen muss, bricht schon nach kurzer Zeit durch. Jetzt habe ich nur noch eine Wahl: Opa Helmuts uralte Hacke. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie länger hält.
Immer wieder bohren sich die drei Zacken in das stramme Graswurzelwerk. Zentimeter für Zentimeter arbeite ich mich weiter. Schnell ist anders. Ab und zu schaue ich mich um, wieviel ich noch muss. Meine Laune im Sinkflug. Innerlich knurre und schimpfe und fluche ich. Und beklage meine schwieligen Hände.
Einmal halte ich inne. Ich muss mich ausruhen. Endlich nehme ich mir die Zeit, dieses Ding genauer anzusehen. Die Phantasie kommt in Gang.
Etwas in mir sagt: „Die junge Bäuerin in, sagen wir: Äthiopien, die vornübergebeugt, das Baby auf den Rücken gebunden, in sengender Hitze, den kargen, steinigen Boden aufreißt, bangend, ob der Samen, den sie hier nach stundenlangem Kraftakt verteilen wird, irgendwann zu Nahrung wird, – diese Bäuerin würde tanzend und singend jubilieren, wenn sie Opa Helmuts Hacke mit diesem paradiesisch langen Stil hätte und nicht nur den rostigen Haken mit einem gerade mal handbreit kurzen Holzgriff. Also hör auf zu jammern! Und freu Dich! Und jetzt mach weiter!“
Es hilft enorm.
Ich phantasiere, wie peinlich es mir wäre, dieses alte Ding der Bäuerin zu schenken. Ein schönes Neues wäre doch besser.
Nur: Opa Helmuts Hacke hält bis zum Schluss.