Einen Sonnenuntergang kann man nicht fotografieren. Nicht dass ich es nicht schon tausendmal gemacht hätte. Ein Bild schöner als das andere. Und doch enthält keines, was diesen sich eilig dehnenden Moment ausmacht.
‚Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.’ Eben nicht.
Die Überraschung, wenn man plötzlich wahrnimmt, wie schnell sich doch die Erde dreht. Eben noch hat die Sonne voll und rund orangen gleißend über dem Ende der Welt geschwebt. Flimmernde Verheißung. Beinahe ewig. Schon ist sie zu einer kleinen hellen Sichel über dem Horizont geworden, die sich unaufhaltsam weitersenkt. Verheißung für andere Welten. Mich verlässt sie. Und dann bleibt nur noch ihr rötlicher Schimmer am Himmel. Melancholie sickert ins Herz. Alles Ende in einem Ende fühlbar. Auf wahrlich traurige Art schön.
Das kann man nicht fotografieren. Das kann man nur erzählen. Nachher. Denn dabei ist Verstummen. Selbst die Worte scheinen mit der Sonne zu verschwinden.