Manchmal morgens im dämmrigen Halbschlaf werden mir ganz ohne Denkaufwand aus heiterem Himmel tiefe Einsichten geschenkt. Heute z.B. wird mir schlagartig eine Frage beantwortet, die mich schon lange quält: Warum reimen sich die erste und die letzte Zeile in der ersten Strophe des Steigerliedes nicht, – obwohl sich die erste und letzte Zeile aller anderen Strophen reimen? „ … der Steiger kommt.“ und „ … schon angezündt’ .“, aber „ … das gibt ein Schein“ und „ … ins Bergwerk ein.“ ?
Die Erklärung, denke ich plötzlich, ist ganz einfach. Der Autor des Textes war schlesischer Herkunft. Er sprach Deutsch mit Akzent. Und dann mag das so geklungen haben:
„Gliek ouf, Gliek ouf. Där Stäigär kimmt. Und är hat säin hällä-häs Licht bäi d’r Nacht, und är hat säin hällä-häs Licht bäi d’r Nacht schon angäzi-hi-hint, schon angezint.“
So wird ein Reim draus.
Total begeistert erzähle ich diese tiefe Einsicht meiner Frau. Sie meint lächelnd: „Das ist ja wirklich ein interessanter Gedanke. Das müsste man mal recherchieren.“
Wie bitte? Recherchieren? Was soll das denn? Ich werd mir doch meine nette kleine Theorie nicht von historischer Wahrheit kaputtmachen lassen!