Heute wird unser Freund Bruno beerdigt.
Wir können nicht dabei sein.
Also wollen wir unsere eigene kleine Trauerfeier für ihn begehen. Zeitgleich mit der zuhause.
In flirrender Hitze gehen wir zu einem Friedhof. Wir möchten diese Atmosphäre. Und hoffen auf eine Bank im Schatten oder eine kühle Kapelle. Wir betreten den Friedhof. Umhüllt von trauriger Schwere. Unser Blick fällt auf eine Familien-Grabstätte.
Unmittelbar hören wir beide Brunos liebenswert keckerndes Lachen. In die Runde geworfen mit einem Spruch. Vielleicht wäre es dieser: Da hat’s der Zufall, dieser Halunke, ja wieder mal besonders kitschig inszeniert. Und nur für mich!
Wir finden keine Bank und keine Kapelle. Also setzen wir uns auf eine Stufe vor einer Privat-Kapelle, die hoch genug ist, um Schatten zu spenden. Wir hören die Musik, die seine Frau und sein Sohn für die Trauerfeier ausgesucht haben. Wir schauen auf ein Foto von ihm. Wir halten uns bei den Händen.
Unsere Tränen stauen sich heiß hinter den Augen. Sie wollen nicht hinaus. Als hätten sie Angst, in der Hitze des kalabrischen Sommers ungeweint zu verdampfen. Auch sie ist gestaut. Vor dem ausbleibenden Regen.
Noch lange nach der verklungenen Musik sitzen wir schweigend da. Dann – wie auf eine insgeheime Verabredung hin – stehen wir wortlos auf und schreiten vorsichtig über die Anlage. Erst jetzt finden wir eine öffentliche Kapelle und fantasieren, Bruno hätte uns absichtlich anfangs daran vorbeigelotst. Sie wäre ihm vielleicht zu katholisch gewesen. Vielleicht wollte er uns auch augenzwinkernd die kleine Unbequemlichkeit auf der Stufe zumuten.
Und auch beim Verlassen der Anlage hören wir einen flapsigen Spruch von ihm:
„Fertigstellung bei Einzug.“
An seinen Humor zu denken, ist kein Trost. Es ist die Begleitmusik zu unserer Trauer. Und umgekehrt. Einfach so. Nebeneinander. Auch auf dem langen Rückweg. Als wir uns Situationen mit ihm erzählen, an die wir uns erinnern. Heitere und ernste.