Wolfgang Bosbach gibt bekannt, dass er bei der nächsten Wahl nicht mehr für den deutschen Bundestag kandidiert. Frau Ostehr interviewt ihn im Morgenmagazin auf WDR 5. Ich habe die ganze Zeit das Gesicht dieser rheinischen Schwadroniermaschine vor mir, die so aussieht, als würde sie ihre Zeit hauptsächlich damit verbringen, zwischen Sonnen- und Talkshowstudio zu pendeln.
Später in den Nachrichten erfahre ich, dass Herr Bosbach schwer kebskrank ist. Und noch ein wenig später erfahre ich, dass diese Krebskrankheit unheilbar ist.
Mein Inneres verstummt.
Es ist beschämt und ein bisschen brummig. In Zukunft wird es sich nicht mehr so einfach über das Bedeutungsblasen abblähende Besitzbürger-Gebrabbel erregen können, denn dieser Mann wird ihm leidtun.
Es verstummt und fragt sich, wie das geht, dass ein Mann dem Tod nah ist und so jovial scherzend mit der Moderatorin über seinen bevorstehenden Bundstagsauszug plaudern kann. Ist das zutiefst verständliches Verdrängen? Ist es das einfach bis zum Ende immer weiter Abrollen eines geübten Mechanismus politischer Rede? Ist es das Festhalten daran, das Bild einer honorigen öffentlich Person darzustellen, auf dem der Tod schon angefangen hat herumzukritzeln?
Schon tut mir nicht mehr nur sein Sterben leid.
Und ein bisschen tue ich mir selber leid. Einer weniger zum drüber Ereifern. Einer mehr, der mir nur vor Augen hält, ein Teil eines absurden Spiels zu sein.
In dem launigen Interview erzählt Herr Bosbach auch, dass Herr Plasberg ihm eine wahnsinnig nette SMS geschrieben habe und wie sehr er sich darüber freue.
Mein Inneres ist schon verstummt. Sonst würde es sich jetzt bestimmt über Herrn Plasberg erregen und darüber, dass die, die das Spiel des sich Erregens als scheinbare Gegener anheizen, doch zur selben Mannschaft gehören.